Jasmin Jäger
Alle BeiträgeDer Kakapo ist ein flugunfähiger, nachtaktiver Papagei aus Neuseeland – und einer der seltensten, sowie seltsamsten Vögel der Welt. Mit seinem tollpatschigen Wesen und einzigartigen Verhalten erobert er Herzen, doch seine Art steht kurz vor dem Aussterben. Nur menschliches Eingreifen kann verhindern, dass dieser charmante „Eulenpapagei“ für immer verschwindet.
Chemnitz, 18.10.2025/ Diesen Vogel muss man einfach gernhaben. Allein schon der Name des neuseeländischen Eulenpapageis „Kakapo“ löst zwangsläufig ein Grinsen aus. Dabei ist das nachtaktive Tier nicht nur wegen seiner einzigartigen Verhaltensmerkmale, sondern auch aufgrund seiner geringen Vorkommensweise extrem selten. Denn die Vögel sind vom Aussterben bedroht. Und das nicht nur, weil sie in bedrohlichen Situationen vor Angst erstarren.
Der Kakapo ist schon ein ziemlich schräger Vogel. Er benutzt seine kleinen Flügel lieber zum Balancieren als zum Fliegen – denn das kann er schon mal gar nicht. Mit einer Körpergröße von 60-64cm und rund 4kg auf den Rippen ist er nämlich der schwerste Papagei der Welt. Immerhin kann das Tier so groß wie ein Jungferkel werden. Dafür kann der flugunfähige Vogel aber echt gut klettern. Das gelingt ihm dank seiner muskulösen Beine und der starken Krallen. So weit so gut, aber damit nicht genug. Denn jetzt wird es für den Vogel so richtig peinlich: Der Kakapo ist nämlich schlichtweg zu schwer, als dass er leichtfüßig vom Baum zurück auf die Erde schweben könnte. Die Landungsversuche der Vögel erinnern daher in der Regel eher an verzweifelte Paragliding-Versuche, die meistens in holprigen Bruchlandungen münden. Das tollpatschige Auftreten der Vögel ist ein Grund, weshalb die Tiere des Öfteren auch als dümmste Vögel der Welt bezeichnet werden. Aber das ist gemein.
Okay, zugegeben haben Kakapos auch andere komische Angewohnheiten, die ihn zum vermeintlich dümmsten Vogel der Welt machen: So verteidigen sich die flugunfähigen Tiere in Gefahrensituationen nicht und fallen stattdessen vor lauter Angst in eine Schockstarre. Ursprünglich war dieses Verhalten kein Problem, denn Kakapos mussten sich in ihrem natürlichen Habitat nie verteidigen. Ihre natürlichen Fressfeinde waren Raubvögel. Angriffe erfolgten also nur aus der Luft. Die Taktik in Stille zu verharren garantierte über viele Jahrhunderte hinweg das Überleben der Vögel. Das Tier ist aber auch das perfekte Beispiel dafür, dass das Argument, man habe etwas schon immer so gemacht, nicht für die Ewigkeit gemacht ist.
Denn ab dem Punkt als der Mensch mit einem Boot über den Ozean schipperte, ging es mit dem Vogel bergab. Durch die Seefahrt und die damit verbundene Ansiedlung der Menschen im natürlichen Lebensraum der Vögel wurden die Kakapos stark verdrängt. Grund dafür waren unter anderem miteingeschleppte Raubtiere. Nun wurden Ratten und kleinere Raubkatzen zum Problem der Kakapos, denn die neuen Fressfeinde hatten gute Nasen – dagegen konnte auch die beste Tarnung nichts ausrichten.
Kein Wunder also, dass die wehrlosen Tiere fast vollständig ausstarben. Aktuell gibt es Schätzungen zufolge rund 200 Kakapos. Das klingt zunächst nach einer soliden Anzahl, ist allerdings nach wie vor nicht selbstverständlich. Im Jahre 1994 war der Tiefstand mit gerade mal 47 Vögeln erreicht. Durch das Umsiedeln der Tiere auf abgelegene Inseln konnte man dem Trend des Aussterbens jedoch entgegenwirken.
Obwohl es mittlerweile wieder mehr Kakapos gibt, ist ihr Erhalt aus verschiedenen Gründen schwierig. Denn Kakapos sind auch in Sachen Fortpflanzung äußerst speziell. Die Tiere können zwar zwischen 90 und 100 Jahren alt werden, sind aber von Natur aus Einzelgänger. Sie können gut und gerne auf Kontakt zu Artgenossen verzichten. Besonders im Hinblick auf den Erhalt der Art ist das Verhalten des Anti-Social-Club-Mitglieds problematisch. Um die Kakapos zu erhalten, begeben sich Forscher*innen daher aktiv auf die Suche, um sie künstlich zu befruchten. Denn würde die Fortpflanzung natürlich ablaufen, gäbe es wohl nur alle 3-5 Jahre Kakapo-Küken. Die Tiere achten nämlich auf viele Details, bevor es bei ihnen zur Sache geht. Für sie ist die Blütezeit der sogenannten Rimu-Bäume sehr wichtig. Denn auf ihnen wächst die Rimufrucht, ihre Leibspeise. Allerdings blühen die Bäume nur alle 3-5 Jahre. Irgendeinen Haken gibt es bei den Vögeln ja schließlich immer. Fakt ist: Kakapos brauchen die Menschen, um weiterhin auf dieser Erde leben zu können. Wir müssen die Vögel also schützen und sie unterstützen. Und mal ehrlich, der Vogel ist einfach nur niedlich. Man muss ihn gernhaben. Der Kakapo braucht uns – und wir ihn.